Ein Abend in der Psychiatrie- Hotel Nirwana

Das „Hotel Nirwana“ ist eigentlich ein Heim für psychische Erkrankungen, in dem die Bewohner durch Medikation in einer Scheinwelt leben und die Erinnerungen an ihr Leben vor dem „Hotel“ in kurzer Zeit verlieren. Sie halten sich für normale Hotelgäste, zeigen aber deutliche psychische Symptome wie zum Bespiel Sprachstörung, Verfolgungswahn, Fressgier und Halluzination.

Das arrogante Ärzteteam, das eigentlich für die Behandlung und sogar Heilung der Patienten zuständig ist, sieht sich als Götter in Weiß und arbeitet eher unmotiviert. Dabei lagern die Ärtzte ihre Arbeit an die Schwestern aus, die recht unbedacht ihre Anweisungen befolgen und Medikamente in Überdosis ausgeben. Parallel dazu verfolgen zwei der Ärzte noch ganz andere Pläne und forschen mit wahnsinniger Vehemenz nach der Existenz von Vampiren und Werwölfen, ohne zu ahnen, dass sie sich bereits in ihrem Kollegenkreis befinden. Denn ein ehemaliger Werwolf und ein ehemaliger Vampir haben als Ärzte im „Hotel” Zuflucht gefunden und konnten sich bisher gut vor den Anderen tarnen. Und als wäre dies noch alles nicht genug, will dann noch eine Familie ihren eher ungeliebten Großvater in dieses „Hotel” abschieben, wo er sich zunächst mit den psychisch Kranken auseinandersetzt. Gemeinsam mit dem Publikum beginnt die Figur des Opas jedoch in den Patienten nicht nur ihre psychischen Auffälligkeiten zu sehen, sondern sie als Menschen wahrzunehmen und liebzugewinnen. Dabei kommen ihm die Normen des Heims jedoch zuerst suspekt vor.

Außerdem gibt es zwei Gruppen in der Umgebung, die dem Hotel immer wieder Besuche abstatten und so die Abläufe in der Patientenversorgung durcheinanderbringen: die Werwölfe und die Vampire, die beide ein gesellschaftsfähiges Leben ohne Fleisch bzw. Blut anstreben. Beide Gruppen haben sich jeweils Anführer gesucht, die sie in ihrem Vorhaben unterstützen. So versucht Chief O’Brien die Vampirgruppe für eine besonders ballaststoffreiche, gesunde Ernährung zu begeistern, während Beowulf das übrige Wolfsrudel mit einem ausgedehnten Sportprogramm von seinen Gelüsten abbringen will.

Ein Novum der diesjährigen Produktion ist das erstmalig ins Leben gerufene Bühnenbildteam. Hela Zigheimat (10a) und Hanan Nur (J1) haben eigenständig ein Konzept für die Gestaltung des Bühnenraums entwickelt, das sie während des gesamten Probenprozesses in Absprache mit der Regie kontinuierlich verfeinert und weiterentwickelt haben. Die tatsächliche Umsetzung des Bühnenbilds erfolgte unter ihrer Anleitung und wurde durch die tatkräftige Unterstützung von Linus Hett (J19) und Eda Külekci (J1) ergänzt.

Den ersten Anknüpfungspunkt für das Bühnenkonzept bietet die zentrale Örtlichkeit, die dem Stück seinen Namen gibt: eine als Hotel getarnte Psychiatrie.

Daher dominiert die Farbe Weiß als Grundton des Farbkonzepts, das durch Lila und Orange in den Kostümen der Werwölfe ergänzt wird, um den halloweenartigen Charakter der Rollen visuell zu unterstreichen. Die dominierende Bildergalerie an der Rückwand der Bühne schlägt eine Brücke zwischen dem Flair eines altehrwürdigen Hotels und den Kunstwerken psychisch Kranker.

 Als bildnerische Referenz stand schnell die Prinzhorn-Sammlung im Fokus des Bühnenbildteams. Diese Sammlung, aufgebaut von Hans Prinzhorn, einem Kunsthistoriker und Arzt, umfasst Werke von Insassen psychiatrischer Anstalten und dient der Erforschung im Kontext von Krankheit. Neben Weiterentwicklungen von Werken aus der Prinzhorn-Sammlung wählt das Bühnenbild-Team bewusst expressionistische sowie zeitgenössische naive Malereien, die den kontrastreichen Stil ihrer Bildwerke inspirieren.

Die Regie, bestehend aus Felix Knoll, Enia Kunze, Andreas Sosic aus der 9b und natürlich Katharina Becker, die leitende Lehrkraft der Theater AG, hat sich das diesjährige Konzept des Stücks überlegt. Die Regisseure haben das Drehbuch interpretiert und zum Leben gebracht, indem sie die Schauspieler anleiteten und die verschiedenen kreativen Aspekte der Produktion der Inszenierung zusammengeführt haben.