Unter wechselnden Namen stets im Dienste des Schülers
Im Herbst 2004 feierte das Goldberg-Gymnasium (es heißt so seit Dezember 1960) sein 75-jähriges Jubiläum: Und da soll man von einer über 600-jährigen Geschichte unserer Schule sprechen können?
Man kann. Denn die “höhere Bezirksschule”, im September 1929 eingeweiht, war nichts Anderes als die Fusion der Böblinger und der Sindelfinger Latein- bzw. Realschulen. Und beide blickten jeweils auf eine sehr lange Geschichte zurück.
Die Böblinger Lateinschule wird erstmals 1523 urkundlich erwähnt; aus der Beiläufigkeit ihrer Erwähnung in einem Lagerbuch (“Ein Marstall unnder der Schul”) lässt sich schließen, dass sie schon viel (?) länger bestanden hatte.
Älter ist sehr wahrscheinlich die Sindelfinger Lateinschule. Sie wurde erstmals im März 1395 – in einem Pachtvertrag und ebenfalls beiläufig (“hindnan an der Schul”) – erwähnt, ist also auch mit Sicherheit älter. Sie gehörte zum Sindelfinger Chorherrenstift, und das hat wahrhaft Geistes-Geschichte geschrieben: 1477 versetzte Graf Eberhard 10 der 12 Sindelfinger Chorherren nach Tübingen und gründete mit ihnen als den ersten Professoren die neue Universität: Unsere Schule ist also eine Art Vor-Schule der Uni Tübingen.
Beide Lateinschulen (ab dem 19. Jahrhundert auch Realschulen bzw. Oberrealschulen) waren zu klein, um an ihnen das Abi ablegen zu können. Jahrzehntelang bemühten sich deshalb Böblingen um Sindelfingen um eine gemeinsame höhere Schule, jahrzehntelang machte die traditionelle Rivalität zwischen beiden Städten allen Plänen den Garaus – bis schließlich Landrat Rüdiger die Sache selbst in die Hand nahm: Der unwirtliche und unbebaute Goldberg ist sicher der ungeeignetste Platz für eine Schule! Aber er ist, entscheidender Vorteil, von beiden Städten gleich weit entfernt, und keine kann sich von der anderen übervorteilt fühlen.
Am 29. September 1929 war Einweihung, und gleich mit einem Rekord (die erste höhere Bezirksschule Württembergs, also mit einem Landkreis als Schulträger).
Der nächste Rekord folgte am 21. April 1933, allerdings ist er bedrückend. Die Nazis saßen noch keine drei Monate im Sattel, da wurde unsere Schule in “Adolf-Hitler-Schule” umgetauft, als wohl erste in Deutschland, und zwar auf Initiative des damaligen Goldberg-Lehrers und NSDAP-Kreisleiters Max Luib (nach dem Krieg als “Mitläufer” entnazifiziert). Sie behielt ihren Namen genau zwölf Jahre lang, dann besetzten französische Truppen Sindelfingen.
Ab 1946 (vorher blieb sie geschlossen) hieß die Schule abwechselnd “höhere Bezirksschule”, “Oberschule für Jungen Böblingen” und “Oberschule Böblingen-Sindelfingen in Sindelfingen” (seit 1956 wurde sie vom Schulverband Böblingen-Sindelfingen getragen, der Goldberg liegt aber auf Sindelfinger Markung).
Bis 1960 war sie die einzige Schule im Kreis, an der man Abitur machen konnte. Das änderte sich mit der Gründung des Albert-Einstein-Gymnasiums in Böblingen; nun brauchte sie einen eigenen Namen: Goldberg-Gymnasium Sindelfingen. Eine Namens-Odyssee ging zu Ende.
In den folgenden Jahren wurde das Goldberg-Gymnasium zur “Urmutter” aller Böblinger und Sindelfinger Gymnasien: Die stammen sämtlich, ob sie es wahr haben wollen oder nicht, in erster oder zweiter Generation vom Goldberg ab.